Magazin 50,2 6-2022

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IT und Digitalisierung

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50,2 Magazin | 06.2022

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erung und Überwachung kommen dabei aus der Cloud. Dort arbeitet auch das Orchestrator- und Monitoringmodul, das zeigt, welche Prozesse erfolgreich und welche fehlerhaft ausgeführt wurden, um die Automatismen stetig zu verbessern – mittelfris tig sogar automatisiert über entsprechende Machine Learning- Algorithmen. Der RPA-Agent oder Bot wird zentral auf den Rechnern der An wender installiert und kann mit einem Klick autonom ausgeführt werden. Dies ist der eigentliche „Roboter“, welcher die entwickel ten Prozessautomatisierungen auf Desktop oder Server ausführt. „Dabei sind keinerlei Veränderungen am System erforderlich, die Software verändert nicht aktiv die Applikationen, sondern setzt auf bestehende auf“, sagt Holger Geiger. RPA funktioniere system- und applikationsübergreifend und sei auch nicht auf SAP-Systeme be schränkt, sondern könne auf unterschiedliche Applikationen wie E-Mail-Clients, PDF, MS Office oder Web zugreifen und dort auch Grundsätzlich eignen sich vor allem manuelle und strukturierte Arbeitsabläufe mit einem hohen Transaktionsvolumen (Tippen, Klicken, Selektieren, Transferieren, Applikationen öffnen). „Typi sche automatisierbare Aufgaben umfassen das Suchen, Sammeln, Zusammenfassen und Aktualisieren von Daten sowie einfache Entscheidungen nach genau definierten Entscheidungskriterien“, erläutert Holger Geiger. Bei Energieversorgern sind das Funktio nen wie beispielsweise Abschlagsänderungen, Zählerstandserfas sung, Lieferantenwechsel, Insolvenzmonitoring, Dokumenten ablage, Vertragsmanagement, Kündigungen, Umzugsmeldungen oder Zählerwechsel. Der fragliche Prozess wird vorher im Detail vorhandene Automatisierungen ergänzen. Eine gute Planung ist wichtig

besprochen. Wo wird was von dem Mitarbeiter geklickt? Welche Daten werden selektiert und transferiert? Welches Programm fenster oder welche Transaktion wird geöffnet? Dieser Schritt wird meist von dem cortility-Berater gemein sam mit dem Fachexperten aus dem Stadtwerk erledigt. An schließend wird diese Ist-Aufnahme in der Software umgesetzt, optimiert, und der automatisierte Arbeitsablauf wird fertig gestellt. „Im Prinzip werden dabei aktuell entwickelte Prototy pen genutzt, die auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten werden“, erklärt Geiger. Theoretisch könne ein geschulter Mitarbeiter des Anwenders das auch selbst überneh men, doch die Kosten für diesen Arbeitsschritt seien so gering, dass sich das meist nicht lohne. Zeitersparnis und fehlerfreies Arbeiten Als größte Vorteile von RPA nennt der cortility-Chef die schnellere und qualitativ bessere Umsetzung von Massenprozessen: „Der un sichtbare Helfer arbeitet im Hintergrund sehr zuverlässig und effi zient. Der Bot verklickt und verschreibt sich nicht, ist 24/7 einsatz bereit, fährt nicht in Urlaub und wird nicht krank.“ Wenn sich ein Prozess einmal nicht wie geplant durchführen lässt – etwa, weil ein benötigter Datensatz fehlt oder falsch eingegeben wurde, erhält der zuständige Mitarbeiter eine Rückmeldung und kann die Fehler quelle gezielt beseitigen. Zudem lernen die RPA-Bots in jedem Ein satz und entwickeln sich weiter, so dass die Qualität der Prozesse sukzessive steigt. Holger Geiger sagt den Bots eine große Zukunft voraus: „Irgendwann werden sie kognitive Entscheidungen treffen und dann den Kunden noch in wesentlich breiteren Einsatzberei chen unterstützen können.“ (pq) www.cortility.de

Foto: Blue Planet Studio / shutterstock.com

Unsichtbare Helfer Robotic Process Automation (RPA) kann Unternehmen von aufwändigen händischen Massenprozessen entlasten. Die cortility GmbH setzt Lösungen speziell für die Versorgungs wirtschaft um. D ie aktuelle Krisensituation lässt bei vielen Stadtwerken und Versor gungsunternehmen den Stresspegel logien, mit denen sich viele der genannten Aufgaben automatisiert erledigen lassen“, betont der IT-Fachmann.

zienzpotenziale zu heben seien: „Studien zeigen, dass RPA-Bots nur etwa ein Neuntel dessen kosten, was in Mitteleuropa für Per sonal in den entsprechenden Aufgabenfel dern ausgegeben wird.“ Davon profitieren auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die von eintönigen Routineprozessen ent lastet und für sinnvollere Tätigkeiten frei werden. „Das macht nicht nur in akuten Überlastungsphasen, sondern besonders auch mit Blick auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel Sinn.“ Geeignete RPA Lösungen für Energiewirtschaft entwickelt und erprobt cortility derzeit in der Praxis. SAP Business-Technology Platform und lokale Bots Das technologische Fundament dieser Lö sungen ist SAP Robotic Automation – eine Entscheidung, die das Ettlinger IT-Haus auf der Grundlage umfangreicher Marktanaly sen getroffen hat, wie der CEO betont. Da bei sei die Technologie insbesondere hin sichtlich ihrer Eignung für die Bedürfnisse von Stadtwerken und mittelgroßen Ener gieversorgern bewertet worden. SAP bietet die Prozess-Automatisie rungs-Ebene auf der sogenannten Business Technology Plattform an, dazu vorkonfigu rierte Pakete und Entwicklungsbibliothe ken. Die Prozessvorgaben sowie die Steu

Plattform für digitales Vertragsmanagement M it ihrem Vertragsgenerator bringt die Kanzlei Becker Bütt ner Held (BBH) die Erstellung von Musterverträgen auf die digitale Ebene. Laut der BBH-Gruppe handelt es sich um das erste Legal-Tech-Produkt auf dem Markt, das die komplexen Verträge im Energiebereich automatisiert.

steigen. Das gilt nicht nur auf der Führungs ebene, sondern insbesondere auch dort, wo die Kunden- und Vertragsprozesse viel fach noch händisch abgewickelt werden. „Aktuell werden teilweise täglich Preise ge ändert oder Abschläge angepasst, die Zahl der Kundenanfragen, Lieferantenwechsel, aber auch der Insolvenzen nimmt rapide zu. Angesichts der chronischen personel len Engpässe in der Branche kommen viele Unternehmen da an ihre Grenzen“, weiß Holger Geiger, Geschäftsführer der cortility GmbH, aus Erfahrung. Für ihn ist die aktuelle Ausnahmesitua tion daher ein guter Anlass, um über die Digitalisierung alltäglicher Routinetätigkei ten nachzudenken. „Es gibt längst Techno

Robotic Process Automation Das Verfahren heißt Robotic Process Auto mation (RPA) und hat nur indirekt etwas mit den Robotern zu tun, die aus der industriel len Fertigung bekannt sind. Bei einem Ro boter im Sinne der RPA handelt es sich nicht um eine physische Maschine mit Armen, Beinen oder Greifern, sondern um ein Soft wareprogramm, mit demRPA-Bots generiert werden. Gleichsam als unsichtbare Helfer im Hintergrund können diese verschiedenste IT-basierte Aufgaben übernehmen. RPA ist, wie Geiger feststellt, in der Ener giewirtschaft noch relativ wenig verbreitet – obwohl durch die Technologie mit relativ geringem investivem Aufwand hohe Effi

Mit dem Vertragstool hat die BBH-Gruppe eine Softwarelösung entwickelt, mit der der Mandant per geführtem Fragenmenü in der Lage sein soll, die BBH-Musterverträge in wenigen Minuten auf die individuellen Sachverhalte anpassen zu können. Regelmäßige Up dates aufgrund von Gesetzesänderungen erfolgen – je nach Wunsch – automatisch. Bereitgestellt wird die digitale Plattform von der BBH Solutions AG, einer neu gegründeten Tochterfirma von Becker Büttner Held. Wie BBH mitteilt, stellt die Kanzlei für die Energie- und Infra strukturwirtschaft über 150 verschiedene Musterverträge bereit.

Nach Angaben von der BBH-Gruppe nutzen über 400 von 900 kom munalen Energieversorgern die Lieferverträge von BBH. ImNetzbe reich besitze BBH eine ähnliche Marktdurchdringung. (ds) www.die-bbh-gruppe.de Foto: Andrey Suslov / shutterstock.com

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